Archiv für den Monat Februar 2016

Hochwasser Köln Februar 2016

Kanada 2015: Die inspirierende Kraft der Kinder

Kommentar: Tim Noller

Der nächste Morgen hielt für mich eine schlechte Nachricht bereit. Mein Nacken schien überlastet von all den Eindrücken des Vortags. Und so erhielt der Indian Summer einen unangenehmen Beigeschmack. Denn den ausgiebigen Brunch auf dem Balkon bei 25 Grad konnte ich nur bedingt genießen. Das Sonnenbaden im Garten Gagné fühlte sich trotzdem gut an und allmählich erholte sich auch mein schmerzender Nacken. Es konnte also losgehen, nächstes Ziel: Quebec City!

Die mehrstündige Fahrt sollte zwei weitere Anekdoten für uns bereithalten. Da ist zunächst Felix‘ genialer Einfall zu nennen, sich im fahrenden Auto auf dem Highway die Zähne zu putzen, um anschließend aus dem offenen Fenster zu spucken. Dumm nur, dass seine Sonnenbrille dem Fahrtwind nicht standhielt. Als ich einige Sekunden später begriff, was passiert war, stoppte ich das Auto auf dem Standstreifen (Anmerkung Felix: Tim stoppte das Auto nach 2-3km!). Barfuß joggte Felix zurück, um die Überreste seiner Brille zu finden. Zu unser aller Überraschung wirkte sie bis auf einen kleinen Kratzer jedoch unversehrt!

Die zweite Anekdote erfordert leider etwas von mir, das ich nur sehr ungern tue: Klischees über Nationen aufzustellen. Doch jede Begegnung mit Catherines Freunden und besonders jede Autofahrt mit Catherine selbst verfestigte mein Vorurteil, dass Kanadier enorme Mühe mit dem Unterscheiden von rechts und links haben. Die endgültige Bestätigung lieferte Catherine kurz vor Quebec. Sie blickte kurz auf das Navi, um mir anschließend folgende Anweisung zu geben: „Stay right, straight, right?“ – während sie nach links zeigte! Alles klar! Zielsicher nahm ich die falsche Ausfahrt. Sei’s drum. Am Abend erreichten wir Jacqueline, Andrés Mutter und Catherines Oma. Trotz ihrer 88 Jahre wirkte sie sowohl körperlich als auch geistig noch sehr fit und ungemein herzlich. Nach einem kurzen Plausch fuhren wir zum Abendessen in die Quebecer Innenstadt. Im Sapristi servierten sie nicht nur tolle Pizzabrote, sondern auch leckeres Bier aus Mikro-Brauereien. Klar, dass ich da nicht Nein sagen konnte und eine „Pitoune“ bestellte. Beim Verlassen des Restaurants fiel mir plötzlich ein bunter Lichterpavillon auf. Neugierig erkundete ich die auffällige Ausstellung und stellte fest, dass es sich dabei um ein tolles Projekt handelte.

Kinder wurden befragt, wie man denn die Kriege auf der Welt stoppen könne. Am besten gefiel mir folgende Antwort: „Das weiß ich noch nicht!“ Dieser Optimismus und diese Hoffnung hauten mich von den Socken. Kinder sind eben oft die inspirierendsten Geschöpfe auf dieser Welt.

Auf unserem Nachtspaziergang bestaunten wir noch das herrliche Schloss in Quebec, um danach ins Bett zu fallen. Zum Frühstück erwartete uns am nächsten Tag Jacquelines berühmtes Creton, ein Brotaufstrich aus Hackfleisch. Es sollte nicht die einzige Köstlichkeit bleiben, mit der uns Catherines Oma an diesem Tag verzückte. Vorher trafen wir Sabrina, Catherines Cousine, die uns durch Quebec führte. Wir sahen die wunderschöne Altstadt, das Château Frontenac, das Festivalgelände des berühmten Quebec-Festivals, ein Kunstprojekt aus Stühlen und das Parlament. Besonders in Erinnerung bleiben sollte mir jedoch das europäische Flair der Stadt. Als befände man sich in Frankreich.

Auf einem lokalen Markt kauften wir noch schnell Baguette und Käse für ein Picknick und schon ging es weiter zu den „Chutes Montmorency“. Der Wasserfall reichte in seiner Schönheit zwar nicht ganz an die der Niagarafälle heran, dennoch sahen wir ein weiteres tolles Naturschauspiel in Kanada. Und nachdem wir einige Treppenstufen hinabgestiegen waren, erlebten wir den Wasserfall hautnah, in all seiner Nässe. Zurück in Jacquelines Haus planten wir noch unseren Wanderausflug für die kommenden beiden Tage und aßen einen unvergesslichen Apfelstrudel. Omas wissen eben, wie man Enkel verwöhnt. Nicht nur in Deutschland.