Archiv für den Monat November 2015

Produkttest – Lightwave2 (LuxeOutdoor)

  1. Welcher Trip? & Welches Zelt?

Auf meiner vierwöchigen Kanada-Reise im Oktober 2015 hat mich das Lightwave2 von LuxeOutdoor begleitet. Das Zelt wurde mir als Testprodukt von LuxeOutdoor Deutschland (Florian Homeier: LuxeOutdoor Deutschland) zur Verfügung gestellt. Die Reise stand ganz unter dem Motto: Vielseitigkeit! In diesem Sinne wurde das Zelt in verschiedenen Gebieten und unterschiedlichen Reisekonstellationen erprobt. Jedoch lag es auch öfters in der Ecke, weil uns ein Bett zur Verfügung stand. Deshalb sei kurz der Reiseverlauf dargestellt:

Grundsätzlich trete ich die Kanada-Reise vor allem mit einem Freund aus Deutschland an, um unsere kanadische Freundin Catherine in Gatineau (Québec, Nähe Ottawa) zu besuchen. Tim ist die ersten 16 Tage dabei. Zusätzlich begleitet uns die ersten zehn Tage mit Martin ein weiterer Freund aus Deutschland auf unserer Reise.

Die ersten zwei Wochen mieten wir uns ein Auto und unternehmen damit verschiedene Touren. Zuerst geht es nach Toronto zu den Niagara-Fällen. Dort wird das Lightwave2 bei nächtlichem Aufbau das erste Mal auf die Probe gestellt. Mit 2 Personen – eine Frau, ein Mann.

Von den Niagarafällen geht es dann über Niagara-on-the-Lake (Pow Wow Zwischenhalt) weiter nach Toronto, wo wir via Hotwire in einem Hotel schlafen. Mit den Highlights „Nuit Blanche“-Festival, Polson Street mit einem genialen Blick auf die Skyline von Toronto und dem Ripley’s Aquarium im Gepäck, setzten wir Catherine an der Busstation für den Rückweg nach Gatineau ab (die Arbeit rief!) und fahren zu dritt weiter. Die nächsten beiden Nächte kommen unsere Zelte wieder zum Einsatz. Auf dem GlenRouge Campingplatz planen wir unsere nächsten Tage. Nutzung des Lightwave2: Solo!

Für eine 2,5-tägige Kanutour im Kawartha Highlands Provincial Park (Kanu-Tour Kawartha Highlands) lassen wir unser Auto zurück. Das Wetter unglaublich, die Landschaft wunderschön! Lightwave2: Solo.

Zurück in Gatineau verlässt uns Martin in Richtung USA. Doch Catherine hat nun 10 Tage frei, in denen wir zu dritt unter anderem einen Ausflug nach Quebec City und Charlevoix machten. Der kurze Hiking-Trip auf dem Pfad St. Tite-de-Caps mit einer Übernachtung wird zu einem unserer Highlights der Reise (Bildergalerie Kanada 2015 – Charlevoix). Die ganze Farbenpracht Kanadas vor unseren Augen. Irgendwie surreal. Wunderschön! Das Lightwave2 wieder in Nutzung zu zweit – Frau und Mann.

Canada Zelt00034

Nach Tims Abreise kommt das Zelt noch ein letztes Mal zum Einsatz. Mein Ziel: Algonquin Provincial Park. Solo. 7 Tage. Kanu fahren! Temperaturen bis -5°C.

Den Rückweg starte ich gegen Mittag in Whitney. Zu dieser Jahreszeit fährt leider nur noch ein einziger Bus von Barry’s Bay (50km von Whitney entfernt) nach Ottawa, der ca. 18 Stunden unterwegs ist. Ich entschließe mich zu trampen und stelle mich schon auf eine Nacht irgendwo am Straßenrand im Zelt ein. Doch ich habe Glück! Zwei nette Jungs gabeln mich schon nach 40 Minuten auf und bringen mich bis vor die Türe von Catherine nach Gatineau. Das Lightwave2 bleibt von nun an schön verpackt in meinem Rucksack.

Detailbilder:

  1. Details Zelt

Kosten: 259,95€ (Lightwave2)

Die Änderungen im Vergleich zum Vorgängermodell „Lightwave“ können hier nachgelesen werden (auch im Aufbauvideo Lightwave2 werden einige Änderungen erklärt. Besonders interessant: Das neue Belüftungssystem!)

Angaben LuxeOutdoor:

Personen: 1-2
Gewicht: Gestänge 268g, Aussenzelt 758g inkl. Abspannleinen, Innenzelt 655g (=minimal 1681g) 10stk Heringe 112g, Packsäche f. Gestänge, Heringe und Zelt mit Packriemen ~ 50g, Gesamtgewicht ~ 1843g
Packmaß: L~35cm x D~12cm
Mat.Aussenzelt: 40D/260T Nylon Silikonbeschichtet, Nahtdichter wird mitgeliefert
Wassersäule: min.2000mm
Mat.Innenzelt: High density Mesh und breathable Nylon Tafetta
Mat.Boden: 75D/185T Nylon Tafetta semtaped
Wassersäule Boden: min.4000mm
Gestänge: Yunan 7001 T6 8,5mm
Heringe: Aluminium 150mm Y-Style 10stk.
Apsiden: 1
Eingänge: 1
Lüfter: 3

Was wird mitgeliefert?

  • Außenzelt (incl. Abspannleinen)
  • Innenzelt
  • Packsack Zelt
  • 10 Heringe + kleiner Packsack
  • zwei kurze, eine lange Zeltstange(n) + kleiner Packsack
  • Nahtdichter mit Pinsel
  • Kurze Anleitung Aufbau

Wie wird das Zelt aufgebaut?

Vor meiner Reise habe ich von Florian noch ein paar nützliche Infos zu dem Zelt erhalten:

„Du bekommst ein nagelneues Lightwave2. Das ist erstmal furztrocken, und es kann sein (muss aber nicht) dass die Hauptstange zu lang erscheint. Wenn Du das AZ anfeuchtest (Gartenschlauch, Dusche, Sprühflasche oder im Garten kurz in einen Eimer stecken) dann dehnt sich das Silnylon. Diese anfängliche Dehnung bildet sich nur sehr sehr langsam zurück, auf Tour also kein Problem. Im feuchtwarmen Klima von Hongkong passen die Stangen auch so schon perfekt rein…

Bei dem Zelt muss man ein bisschen auf den Reisser achtgeben. Wenn man extrem viel Spannung in Längsrichtung draufgibt, kann man den recht schnell zerlegen, einfach ein bisschen ein Auge drauf haben.“

Die Hauptstange erscheint beim ersten Aufbau wirklich lang! Ich habe das Zelt vor der Reise einmal komplett mit dem Gartenschlauch abgespritzt. Doch bei den ersten Aufbauten braucht man schon ein bisschen Vertrauen in das Material. Aber die Stange passt.

Von Anfang an:

Für den Aufbau könnt ihr euch einfach ein Aufbauvideo anschauen (Aufbau Lightwave2). Außerdem werden einige weitere hilfreiche Infos zum Zelt gegeben!

  1. Vier Eckpunkte mit Heringen abstecken (Wichtig: Rechteckig!)
  2. Jeweils eine der kurzen Stangen vorne und hinten, sowie die Hauptstange in der Mitte des Zeltes durchschieben und in den vorgesehenen Löchern befestigen.
  3. Vorne und hinten am Zelt (an den kurzen Stangen) die Abspannleinen mit Heringen spannen.
  4. Am Eingang und auf der gegenüberliegenden Seite abspannen (+ 2 Heringe direkt am Zelt).
  5. Footprint im Zelt ausbreiten (nicht mitgeliefert).
  6. Innenzelt am Boden mit den Fastexverschlüssen befestigen und anschließend die Haken in die dafür vorgesehenen Ringe am Außenzelt einhängen.
  1. Bewertung

[+] Sehr einfacher und schneller Aufbau

[+] Innenzelt zum Einhängen (Aufbau: Erst Außen- dann Innenzelt); Je nach Reise kann zum Gewicht einsparen auch auf das Innenzelt (-655g) verzichtet werden

[+] Sehr windstabil und standfest

[+] Kondenswasser im Innenzelt gar kein Problem

[+] Neues Belüftungssystem im Vergleich zum Vorgängermodell

[+] Nette Details im Innenzelt (Deckenringe, Zelttaschen)

[+] Gute Innenzelt-Aufhängung und Fastexverschlüsse am Boden

[+] Platzangebot für 2 Personen zum Schlafen gut (Incl. einem Rucksack im Vorzelt), aufrechtes Sitzen möglich – für eine Trekkingtour zu zweit würde ich ein kleines extra Tarp für das Gepäck mitnehmen

[+] Als 2-Personen-Zelt sehr leicht

 

[+o] Als 1-Personen-Zelt auf jeden Fall auch geeignet, wenn es nicht auf jedes Gramm ankommt. Geräumig komfortabel!

[o] Die beigelegten Heringe sind relativ kurz. Ich hatte vorher zur Sicherheit 6 ausgetauscht (6 längere MSR) und habe 4 von den kurzen mitgenommen. Für den nächsten Trip nehme ich wieder 10 lange mit, weil damit das Zelt fast überall bei allen Witterungen aufgebaut werden kann.

[o] Zu Anfang ist die Montage der Hauptstange wirklich nicht ganz leicht (trotz vorheriger gründlicher Bewässerung…). Das wird aber im Laufe der Tour besser! Man muss schon ein bisschen Vertrauen in die Qualität des Zeltes haben!

 

[-] Was mir nicht so gut gefallen hat, waren die Schnüre für die Heringe an den vier Eckpunkten des Zeltes. Hier würde ich mir mehr Flexibilität wünschen. Es ist mir ein paar Mal passiert, dass ich die ersten vier Eckpunkte nicht ganz rechteckig gesteckt habe. Das sieht man am Ende des Aufbaus mit eingehängtem Innenzelt sofort. Manchmal hat es gereicht einfach einen Eckpunkt ein Stück weiter nach außen zu setzten.

Damit man nicht gleich eine ganze Ecke des Zeltes lösen muss, werde ich die Eckbänder durch kurze Abspannleinen austauschen. So kann man ganz einfach an den Eckpunkten nachspannen und Ungenauigkeiten des Aufbaus ausbessern.

In einer Situation musste ich aufgrund des wenigen Platzes improvisieren:

Canada 2015 JPEG00704.JPG

[-] Aufgrund der relativ kleinen Apsis würde ich das Kochen im Zelt sein lassen!

  1. Fazit

Alles in allem bekommt man ein Top-Zelt zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Trotz der wenigen angemerkten Kritikpunkte, kann ich das Zelt uneingeschränkt weiterempfehlen. Insbesondere für 2-köpfige (Trekking-)Touren finde ich es – in Kombination mit einem kleinen Tarp für das Gepäck – aufgrund des geringen Gewichts besonders interessant (wenn die beiden Menschen nicht gerade Riesen sind! Meine Größe: 178cm). Wenn man mit dem Auto unterwegs ist und das Gepäck einfach darin verstauen kann, ist die Größe des Zeltes für 2 Personen perfekt. Auch für Solo-Touren, bei denen es nicht so sehr auf das Gewicht ankommt (z.B. Kanutour), ist das Zelt gut geeignet. (Für eine Solo-Tour im Hochgebirge von Island z.B. würde ich eher das leichtere SilHexpeak empfehlen!)

Highlight des Zeltes war für mich die enorm hohe Standfestigkeit und Windstabilität! Mit den richtigen Heringen haut das Zelt kein Wind um.

Preis – Wertigkeit – Packmaß – Gewicht. Kaufempfehlung!

 

Bei Fragen oder Anmerkungen nutzt gerne die Kommentarfunktion!

Falls ihr nicht über Outdoorseiten zum Artikel gefunden habt, findet Ihr dort auch noch weitere Anmerkungen zum Zelt von anderen Benutzern.

Kanada 2015: Thanksgiving und “Go Habs!”

Kommentar: Tim Noller

”Germans like beer, right?”, schallte es uns entgegen, als wir das Cottage von Catherines Tante erreichten. Mario bot Felix und mir zur Begrüßung zwei Budweiser an, die wir gerne annahmen. Thanksgiving begann, wie wir es uns erträumt hatten. Mit unzähligen freundlichen Menschen in einer unbeschreiblich schönen Atmosphäre. Noch bevor die erste kleine Führung durch die beiden Cottages, die direkt am See Saint Pierre gelegen waren, begann, pries uns Joel das nächste Bier an. Dieses Mal ein dunkles, zu dem er eine nette Seefahrergeschichte zu erzählen hatte. Mit zwei Biergläsern in der Hand stellte uns Mario sein Cottage vor. An den Wänden hingen sehr alte Gegenstände, viele davon nutzte Marios Großvater einst zum Angeln. Nun dienten sie der Dekoration und der Erinnerung an eine längst vergangene Zeit.

Apropos Zeit. Es war längst an der Zeit, uns für die tolle Gastfreundschaft zu bedanken. Also schnitt ich die Pfeffer-Salami, die Martin aus Deutschland mitgebracht hatte, in schmale Scheiben und bot sie zur Verkostung an. Das einstimmige Urteil: „Mmmhhh!“ Wenig später servierte man uns eine leckere Kartoffel-Lauchsuppe, die von der Hauptspeise, einem Seapie mit Schweine-, Hähnchen- und Kaninchenfleisch, noch getoppt wurde. Zum Nachtisch sah das üppige Thanksgiving-Menü anschließend Maries Pudding chômeur vor, den Felix und ich auf der Fahrt zum Cottage auf unserem Schoß beschützten.

Doch nicht das köstliche Essen und die kühlen Biere machten den Tag zu einem der größten Highlights unserer Kanadareise. Vielmehr waren es die Menschen, die Art und Weise, wie sie uns in ihrer Familie begrüßten, die diesen 11. Oktober unvergesslich werden ließen. Nicht zu vergessen die vielen Kleinigkeiten: eine Bootsfahrt auf dem Luc St. Pierre, das gemeinsame Singen des Liedes „Bruder Jakob“ oder einen lebendigen Tanz um das älteste Mitglied der Familie, den alle nur „Papi“ nannten. Um uns gebührend für all diese wundervollen Erinnerungen zu bedanken, mussten Felix und ich uns schon eine besondere Botschaft für das Cottage-Buch überlegen. Ein paar netten Worten in meinem besten Schul-Französisch ließen wir eine kleine Unterrichtseinheit auf Deutsch folgen. Deutsche Weisheiten, wie „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“ sollten unseren Freunden den Weg bereiten, unsere schöne, vor allem aber ganz schön schwierige Sprache zu lernen. Begleitet von „Go Habs“-Rufen, aber auch vereinzelten „Go Sens“-Sprechchören setzten wir uns ins Auto. Und so gelang Catherines liebenswerter Familie der perfekte Übergang zum zweiten großen Höhepunkt des Tages. NHL!

Als unser Kanada-Trip konkrete Formen annahm und es an die Planung der Reise ging, stand für mich schnell fest, dass ein Programmpunkt auf keinen Fall fehlen durfte: der Stadionbesuch eines Eishockey-Spiels. Wo, wenn nicht in Kanada, sollte mich diese Sportart in ihren Bann ziehen? Und ich sollte Recht behalten. Das mag zum einen an der reizenden Begleitung gelegen haben, Charlotte leistete uns im Canadian Tire Centre in Ottawa Gesellschaft, zum anderen jedoch an einer Sportart, die von Tempo und Dynamik nur so strotzte. Nach einer halbstündigen Show vor dem Anpfiff, in der nicht nur jeder Spieler des Kaders einzeln auf dem Eis vorgestellt und gefeiert wurde, sondern auch die Mitglieder des Betreuerstabs, kam endlich der Puck ins Spiel.

Während Valérie und Charlotte auf der Fahrt zum Stadion noch durch ihr kleines „Rechts-links-Problem“ und einen stockenden Fahrstil auffielen, bewegten sich die Spieler mit einer derartigen Orientierung und Eleganz auf dem Eis, die Felix und mich ins Staunen versetzte. Unterbrochen wurde dieses andächtige Staunen von „Subban sucks“-Rufen eines betrunkenen Sens-Fans und den völlig übertriebenen und nahezu hysterischen Einblendungen auf der Anzeigetafel, wie dem „Make Noise“-Signal oder der Kisscam. 3:1 hieß es am Ende für die Montreal Canadiens. Weitere Siege sollten folgen und den Habs den NHL-Startrekord von neun Siegen bescheren. Um den Triumph im kanadischen Duell zu feiern, statteten wir dem Pêle-mêle einen Besuch ab. In der Sports Bar in Downtown liefen im Hintergrund die Highlights unseres Spiels. Berauscht von den Eindrücken auf dem Eis gelang mir sogar eine fehlerfreie Bestellung auf Französisch. Noch schnell ein Creemore-Bier aus Ontario und dann hieß es Abschied nehmen. Von Dina, Hariel und Charlotte, mit denen wir in den vergangenen Tagen unheimlich Spaß hatten. Auf Wiedersehen darf in diesem Fall jedenfalls wörtlich genommen werden!

Champions-League in Kanada

Kommentar: Tim Noller

In Kanadas Hauptstadt gelandet erlebte ich zum ersten Mal den Genuss von kostenlosem, offenem W-Lan. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben. Schnell die Schwester und Eltern beruhigt und nach einer kurzen Nachricht an Martin, stieg ich in den Bus in Richtung Downtown. Albert/Kent, so der Name meines ersten Stopps, an dem ich mich mit Martin treffen wollte. Da er jedoch noch nicht da zu sein schien, startete ich kurzerhand einen ersten Rundgang durch das Zentrum Ottawas. Nachdem ich die ersten Eindrücke gesammelt hatte und zu Albert/Kent zurückkehrte, entdeckte ich Martin auf einer Bank. Er war gerade erst aus Montreal zurückgekehrt, wo er Freunde seiner Eltern besucht hatte.

Beim Blick auf die Uhr war uns schnell klar, was zu tun war. 14.45 Uhr. In Kanada bedeutet das an einem Mittwochnachmittag im Herbst: Anpfiff zum zweiten Champions-League-Spieltag. Und da Martin und meine Fußballbegeisterung nicht an Landesgrenzen Halt macht, begann unsere Suche nach einer passenden Fußball-Kneipe. Das MacLaren’s on Elgin erfüllte schließlich all unsere Erwartungen. Sechs riesige Flatscreens zeigten fünf der acht Spiele und auch die Konferenz lief. Um den ersten Tag im neuen Land nicht zu Deutsch werden zu lassen, orderte ich erst einmal eine Poutine. Pommes, Schmelzkäse, Bratensoße – klingt rustikal, ist es auch. Doch die Kanadier lieben es!

Am Abend gabelte uns Catherine mit ihrem Auto von der Busstation in Ottawa auf. Es war toll, sie nach ihrem Besuch in Deutschland im Frühling wiederzusehen. Um unser Quartett zu komplettieren, empfingen wir Felix gemeinsam am Flughafen. Sein Flug landete mit mehrstündiger Verspätung. Egal, nun konnte unser Abenteuer losgehen. In Gatineau angekommen, lernten wir Marie und André kennen, Catherines Eltern vermittelten uns von Beginn an den Eindruck, bei ihnen sehr willkommen zu sein. Auch wenn drei müde Deutsche am Abend ihres ersten Tages vor allem eines wollten: SCHLAFEN!

Von früh aufstehen konnte deshalb am Donnerstag auch keine Rede sein. Marie, André und auch Catherine mussten arbeiten. Felix, Martin und ich beschlossen deshalb uns in aller Ruhe die Stadt anzusehen. Nach einer kleinen Odyssee mit verschiedenen Bussen kamen wir schließlich in der Innenstadt an, wo wir einen Blick auf das beeindruckende Parlament warfen. Um den kulturellen Teil unserer Reise jedoch nicht gleich zu Beginn schon ausschweifen zu lassen, konzentrierten wir uns danach auf die zwischenmenschlichen Kontakte. Am Lac Beauchamp lernten wir Catherines Freundin Josée kennen. Ein kurzer Spaziergang und schon ging es zurück zum neuen Zuhause. Vorbereitungen für unsere Nacht in einer Yourte. Und wieder zwei neue Gesichter: Valérie, Catherines Schwester, und deren Freund Mathieu begleiteten uns in die Yourte, die sich im Gatineau-Park befand.

Kanada 2015: Krankenschwestern oben ohne

Kommentar: Tim Noller

Genug entspannt. Unser nächstes Ziel: Kawartha Highlands Provincial Park. Dort angekommen wollten wir uns ein Kanu mieten. Nicht ganz einfach, wie sich herausstellen sollte. Denn die zwei Männer, die wir an einem Ort mit sehr vielen privaten Booten antrafen, reagierten irritiert, als wir unseren Plan offenbarten. „Ein Kanu ausleihen?“, fragten sie, „das können wir nur machen, wenn ihr eine Reservierung für einen Campingplatz habt.“ „Und wo bekommen wir die?“, wollten wir wissen. Auf diese naheliegende Frage hatten die Herren leider keine Antwort. Also wieder zurück nach Apsley, einer kleinen Stadt nahe des Nationalparks. In einem Imbiss, den ein riesiges Schild mit der Aufschrift „Homemade Juicy Hamburgers“ zierte, fragten wir um Rat.

Und dann trafen wir ihn: den Mann, der uns nicht nur mit dem Tipp versorgte, es mal beim Silent Lake Campingplatz zu versuchen, sondern auch jede Menge lustiger Geschichten zu erzählen hatte. Es gäbe viele Kanäle in Kanada, auf denen man sogar bis nach New York käme. Seine Ehefrau habe vor Jahrzehnten in der Nähe einst auch eine Kanutour gemacht. Zusammen mit ihren Krankenschwester-Kolleginnen sei sie damals oben ohne auf den Seen gepaddelt. „Those were the days“, versank unser netter Gesprächspartner in Nostalgie. Kurz bevor wir uns bedankten und verabschiedeten, lobte er noch Angela Merkel für ihren Umgang mit den Flüchtlingen. Das negative Gegenbeispiel fand unser neuer Freund in Donald Trump, der sogar plane, die Grenze zu Mexiko von Krokodilen bewachen zu lassen…

Am Silent Lake angekommen, war uns schnell klar, dass dieser Campingplatz nicht das war, was wir suchten. Zu klein, zu viele Menschen, zu langweilig. Unser Glück: Ein Ranger hörte sich unsere Wünsche geduldig an, um uns anschließend den gesamten Trip zu planen. Er buchte die beiden Campingplätze, kündigte uns beim Kanu-Verleih an und gab uns noch ein paar Tipps im Umgang mit den Bären.

Kanada 2015: Kanu-Tour im Kawartha Highlands

Kommentar: Tim Noller

 

Eine knappe halbe Stunde später kamen wir an der Long Lake Lodge an, wo uns ein griesgrämiger Mann ein Kanu auslieh. Und los ging es! Was das Wetter betrifft, hatten wir unfassbares Glück. Mit den warmen Sonnenstrahlen ließ sich die unglaubliche Natur noch besser genießen. Gut gelaunt paddelten wir bis zur ersten Portage. Dort mussten wir unser Kanu für ein paar hundert Meter zu Fuß tragen. Ganz schön anstrengend, aber auch eine gute Einheit bei all den sportfreien Tagen in Kanada. Am ersten Campingplatz fiel uns eine besondere Toilette auf, die jemand mit viel Liebe aus Holz gebaut hatte. Nachdem Felix später noch ein Inuksuk zerstörte, genossen wir den Sternenhimmel in der freien Natur. Erinnerungen an Afrika wurden wach. So klar, so schön – in Deutschland sieht man einen solchen Sternenhimmel leider viel zu selten.

Am folgenden Tag standen wieder einige Portagen an. Richtig kompliziert wurde es jedoch, als unser Weg plötzlich von Biberdämmen blockiert war. Was tun? Zu dritt war unser Kanu einfach zu schwer. Kurzerhand entschieden wir, dass es besser wäre, sich zu trennen. Also setzten mich Felix und Martin an einer Felswand ab. Während ich zu Fuß versuchen sollte zur nächsten Portage zu gelangen, sagten sie den Biberdämmen den Kampf an. Die Felswände erforderten teilweise mein ganzes jämmerliches Kletterkönnen – und etwas Überwindung. So ganz alleine musste jede Entscheidung wohl überlegt sein. Geschafft. Die beiden kamen fast zur gleichen Zeit am Ziel an. „Das hat Spaß gemacht“ grinsten wir uns an. Nach einer kurzen Pause an einem wunderschönen Bachlauf erreichten wir den zweiten Campingplatz. Er war auf einer kleinen Anhöhe gelegen. Idylle pur!

Mitten in diese Idylle hörten wir plötzlich ein Geräusch. Es schien sich von den bisher gehörten zu unterscheiden. Ein Bär? Jedenfalls deutete die Frequenz der Schritte, die wir hörten, auf ein größeres Tier hin. Langsam und sanft bewegten wir uns auf die Geräuschquelle zu. Die Spannung stieg von Minute zu Minute. Was, wenn wir gleich tatsächlich einen Bären sehen würden? Wie würde er auf uns reagieren? Wie sollten wir uns verhalten? All diese Fragen lösten sich Sekunden später in Luft auf. Unser Wunsch einen Bären zu entdecken, schien unsere Sinne vernebelt zu haben. Statt eines imposanten Bären, erblickten wir lediglich ein niedliches Eichhörnchen.

Zum Abschluss unseres Kanu-Trips meisterten wir noch einmal Portagen, Biberdämme und flache Gewässer. Auch ein kleines Rennen gegen eine Schulklasse entschieden wir noch für uns. Zum Mittagessen ging es ins Apsley Inn, dem Imbiss, an dem wir zwei Tage zuvor den netten Kanadier kennengelernt hatten. Ohne eine Karte – die hatten wir unglücklicherweise beim Kanuverleih auf der Motorhaube liegen lassen – fuhren wir zurück nach Ottawa, wo uns Catherine und ihre Eltern mit einem leckeren Abendessen begrüßten und ich es zum ersten Mal in meinem Leben wagte, Blumenkohl zu essen.

Afrika 2013 – Botswana: Der Chobe-Spaziergang

Kommentar: Tim Noller

 

Nicht zum ersten Mal auf unserer Reise wurden wir für die ungemütlichen Stunden im Truck mit einem kleinen, aber erfrischenden Pool am Campingplatz belohnt. Auch wenn die Hitze in Botswana nicht mehr so drückend wie noch in Sambia war, lockte das kühle Nass allerlei Menschen an, um eine kurze Abkühlung zu erhaschen. Da Schwimmen eher unsinnig erschien – eine Bahn war kaum länger als fünf Meter – amüsierte man sich mit gewagten Sprüngen und kindlichem Blödsinn. Es wurde gelacht, gescherzt, entspannt. Die Stunden verflogen und der Nachmittag machte allmählich Platz für die Abendstunden. Höchste Zeit also für ein afrikanisches Abenteuer, ehe die Nacht uns wieder an den Campingplatz fesselte.

Nachdem Felix und ich noch drei abenteuerfreudige Mitstreiter gefunden hatten, ging es los. Raus aus den sicheren Grenzen unseres Schlafplatzes. Hinein in die unendliche Freiheit des Schwarzen Kontinents. Dass Freiheit leider zumeist auf Lasten der Sicherheit geht, mussten wir schon früh zur Kenntnis nehmen. Noch keine zehn Minuten unterwegs, floss das erste Blut. Unser Pfad am Rande der kaum befahrenen Straße, barg einige Gefahren. Spitze Dornen pflasterten den Boden, ein Augenblick der Unachtsamkeit und es war zu spät. Ellie wurde besonders heftig erwischt. Ein Dorn bohrte sich tief in ihren Fuß. Eine etwas kleinere Schramme an der Wade hatte auch Simon abbekommen. Beide blieben unserer kleinen Truppe jedoch treu, zu verlockend schienen die kommenden Erlebnisse in ihrer Phantasie. Denn wir waren auf dem Weg zum „Elephant Corridor“. Mit dem Namen klang das Versprechen mit die faszinierenden Tiere aus nächster Nähe in ihrer natürlichen Umwelt anzutreffen.

Dort angekommen wartete eine ausgedorrte Landschaft auf uns. Trockener Boden, morsche Äste, kein Anblick, der uns mit seiner Ästhetik in den Bann gezogen hätte. Doch darum ging es nicht. Viel mehr spähten wir unser Umfeld erwartungsvoll nach Elefanten aus. Immer weiter trieb es uns in die Richtung des Chobe Rivers. Je näher wir dem Nebenfluss des Sambesi kamen, desto sumpfiger wurde der Untergrund. Versuche, auf direktem Wege zum Flussufer zu gelangen, mussten wir häufig abbrechen, da ein Einsinken zu gefährlich erschien. Es war ein merkwürdiges Schauspiel. An der Oberfläche erweckte der helle Boden den Eindruck, vollkommen ausgetrocknet und fest zu sein. Ein kleiner Schritt bewies jedoch augenblicklich das genaue Gegenteil.

Als Felix die Geduld verließ und direkten Weges gen Chobe schreiten wollte, sank er bis zum Knie in eine Mischung aus Moor und Sumpf. Matschgetränkt tauchte sein Bein wieder auf, was man von seinem Flip-Flop nicht behaupten konnte. Der war in der unappetitlichen Brühe zurückgeblieben. Von den übrigen Vier mit Schadenfreude bedacht angelte er nach seinem verlorenen Schuh, was angesichts der Tiefe und Undurchsichtigkeit des Matsches aussichtslos erschien. Seine Ausdauer sollte sich jedoch auszahlen und so schritten fünf Jugendliche mit zehn Schuhen auf sichereren Wegen weiter. Am Flussufer angekommen, überwältigte uns die unberührte Schönheit der Natur. Worte schienen fehl am Platz, Blicke genügten. In diese andächtige Stille platzte plötzlich Ellies Aufschrei. „Did you see that?“, fragte sie uns völlig aufgeregt und zeigte auf eine Stelle im Wasser, das verdächtige Wellen schlug. Ellie war Zeuge eines Krokodilangriffes auf einen zu tief fliegenden Vogel geworden. Die erhofften Elefanten gerieten völlig in Vergessenheit, schließlich standen wir nur wenige Meter von einem Fluss entfernt, in dem sich offensichtlich hungrige Krokodile befanden. Doch so recht glauben, wollte einer aus unserer Gruppe diese Version unseres Spazierganges noch nicht wirklich. Ungeachtet unserer hektischen Warnungen entfernte Felix am Ufer seelenruhig den Matsch von seinem schwarzen Bein. Nach seiner Säuberungsaktion entdeckte aber auch er aus einer etwas sichereren Position, wie immer wieder Krokodile für wenige Sekunden an der Wasseroberfläche auftauchten. Es lag Magie in der Luft. Diese angsteinflößenden Tiere, im Wasser perfekt getarnt, ein unglaubliches Raubtier.

Man wollte sich gar nicht sattsehen, doch die einsetzende Dämmerung zwang uns zum Abschied und so ließen wir den Chobe River hinter uns. Mit unvergesslichen Erinnerungen im Gepäck machten wir uns auf den Heimweg, einen treuen Gefährten zur Seite. Der Sonnenuntergang begleitete uns bis zum Campingplatz. Wie schon in anderen Ländern, hatte es die Sonne auch in Botswana eilig mit dem Untergehen. Dafür entschädigte sie uns allerdings mit einem wunderschönen Lichtspiel. Kurz bevor die Sonne am Horizont verschwand, hüllte sie sich in ein Rot, das unglaubliche Ruhe und Wärme ausstrahlte. Nie vergessen werde ich Felix‘ Satz auf dem Heimweg: „Im Nachhinein war es vielleicht keine so gute Idee, mein Bein am Flussufer sauberzumachen.“ Genau: Im Nachhinein…!

Über rausausdemhaus

Bei „rausausdemhaus“ geht es hauptsächlich um spannende Geschichten, die meistens von draußen stammen. Auf der Seite erzähle ich von meinen unterschiedlichsten Reisen und sportlichen Ausflügen. Ich möchte meiner Faszination für die Natur, den Sport und die Fotografie Ausdruck verleihen und sie mit anderen Menschen teilen. Viel zu oft sitzen wir zu Hause herum und lassen die schönsten Momente unbeobachtet vorüberziehen, die draußen zeitgleich überall zu sehen sind. „rausausdemhaus“ kann und soll als Appell verstanden werden, weil die Natur einfach viel zu schön ist, um sie zu verpassen. Ich hoffe, dass ich Euch mit meinen Geschichten und Bildern für das ein oder andere Reiseziel inspirieren kann und meine Begeisterung für so manches Naturschauspiel auf euch überschwappt.

Produkttests

Generell habe ich Interesse daran Produkte zu testen. Allerdings sollten diese zu mir und meinen Unternehmungen passen. Wenn ich Euer Produkt testen soll, schreibt mir einfach eine Email!

Fotos

Falls Ihr Interesse an meinen Fotos habt, so schreibt mich einfach mal an.